Bei der Frage, was zu einer gesunden und ausgewogenen Ernährung dazu gehört, können 90 Prozent der Deutschen eine Auskunft geben. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß, dass Sie auch dazu gehören. Das Problem der gesunden Ernährung liegt also nicht im Wissen, sondern darin, dieses Wissen im Alltag umzusetzen.
Unser Autopilot
Täglich treffen wir weit über 200 Entscheidungen über unser Essen und Trinken. Die meisten der Entscheidungen, was, wie viel, wann, wo und mit wem wir essen und trinken, treffen wir nicht bewusst. Vielmehr geschehen diese Entscheidungen ohne nachzudenken, wir schalten einen Autopiloten ein. Dieser lässt uns automatisch zur größeren Portion greifen oder ein Stück Schokolade naschen.
Allerdings entlastet uns dieser Autopilot auch, so dass der Verstand als zweites Entscheidungssystem für unser Essverhalten nicht ständig arbeiten muss. Das würde uns ansonsten an unsere Kapazitätsgrenze führen.
Um unser Wissen über gesunde Ernährung umsetzen zu können, gilt es den Autopiloten zu überlisten.
Ein Beispiel für den Autopiloten ist der Portionseffekt. Bei größeren Portionen auf dem Teller essen wir automatisch mehr, selbst wenn man über diesen Portionseffekt Bescheid weiß. Genau das gleiche gilt beim Trinken. Verwendet man größere Gläser, trinkt man automatisch mehr. Gut zu wissen, wenn man mehr trinken möchte.
Es kommt jedoch auf den Inhalt an. In New York bekommt man üblicherweise XXL-Becher mit Softdrinks in der Gastronomie. Dies soll nun geändert werden, da ein Zusammenhang zwischen dem übermäßigen Konsum von Softdrinks und einer Gewichtszunahme vermutet wird.
Ein weiteres Beispiel sind die sogenannten Nudging-Maßnahmen in Betriebskantinen. Nudging bedeutet, dass gesündere Alternativen in der Kantine eine bessere Sicht- und Erreichbarkeit einräumt und damit den Mitarbeitern eine bessere Wahl erleichtern kann.
Wir haben ebenfalls viele Möglichkeiten unseren Autopiloten auszutricksen. Wie in der Kantine können wir zu Hause gesunde Alternativen in Reichweite legen und das Naschwerk an schwerer zugänglichen Stellen im Schrank verstauen. Auch durch Achtsamkeit mit und beim Essen kann man viele Kalorien einsparen. Und nicht zu Letzt gibt es jahrelang erlernte Essfallen, in die wir gerne treten. Diese zu erkennen und Alternativen zu finden kann ein Teil der Ernährungsberatung sein.